Swimming backwards

Studierende der Bauhaus-Universität Weimar zu Gast Betonsalon in Paris

Im Rahmen eines Professionalisierungsmoduls unter der Leitung der wissenschaftlichen Mitarbeiterin Constanze Fritzsch und mir, der künstlerischen Mitarbeiterin  wurden dreizehn Studierende des Master-programms “Kunst im öffentlichen Raum und neue künstlerische Strategien” der Bauhaus-Universität Weimar vom Bétonsalon, einem Kunstraum im neu entstehenden Rive-Gauche-Viertel des 13. Arrondissements in Paris, eingeladen. Während ihres fast vierzehntägigen Aufenthaltes vom 20. Juli bis 1. August 2010, erkundeten die Master-Studierenden aus den USA, Kolumbien, Irland, Taiwan, China, Mexiko, Deutschland und Holland das Stadtviertel und reflektierten in temporären, zum Teil spontanen Interventionen die urbanen Prozesse des Rive-Gauche-Stadtteils.

Dieses Stadtviertel basiert auf einer Industriebrache der 1970er Jahre und soll nun zu einem neuen „Quartier Latin“ transformiert werden. Dazu werden sowohl alte Industrieanlagen wie das „Les Moulins” oder der Getreidespeicher für die Universität Paris 7 umgebaut und ebenso völlig neue Wohn- und Geschäftskomplexe entworfen. Die Entstehung von öffentlichem Raum in diesem im Werden begriffenen Stadtviertel, stellte den Ausgangspunkt der künstlerischen Arbeiten dar. Nach John Dewey entsteht öffentlicher Raum durch die Interaktion von Personen und beinhaltet somit eine soziale Komponente. Das Erscheinungsbild dieses Stadtviertels wird somit nicht nur von der Architektur bestimmt, sondern entwickelt sich ebenso aus der Interaktion der verschieden Mikrokosmen von heterogenen Gemeinschaften heraus, die dieses Stadtviertel bewohnen.

In diesem Zusammenhang stellte zum Beispiel Xinglang Guo die Frage „Kennen Sie Ihren Nachbarn?“ und untersuchte die nachbarschaftlichen Beziehungen in einem Mietshaus des Viertels. Li-Shih Chen richtete sich mit einem wissenschaftlichen Fragenbogen vier Tage lang direkt an die BewohnerInnen, um sie zur Umweltgesundheit und zur Lebensqualität im Viertel zu befragen. Ihre Forschungsergebnisse präsentierte sie in einem Vortrag im Rahmen einer abschließenden Ausstellung im Bétonsalon. Juan G. Caidedo D. studierte die zwischenmenschlichen Beziehungen einer eingesessenen Bargemeinschaft im Stadtviertel, indem er jeden Abend die Kommunikation nur anhand eines Zeichenblockes mit ihnen suchte. In ihren Interventionen konnten die Studierenden selbst für einen Moment in die Entstehung öffentlichen Raums eingreifen und dabei ihre kulturell geprägte Wahrnehmung auf die Entwicklungen im Stadtteil sichtbar machen.

weitere Informationen auf dem Betonsalon Blog:

http://www.blogg.org/blog-68480-billet-swimming_backwards_workshop-1229156.html

Eine Publikation unter dem gleichnamigen Titel „Swimming backwards“ ist im Bauhaus-Universitätsverlag 2010 erschienen.