Bin ich die Frau von Gestern?
Partizipative Workshops auf der BUGA, Erfurt 2021
Mit einer Gruppe von Erfurter Frauen konnte ich während meiner Residency auf der BUGA die verschiedenen Standorte aus einer weiblichen Perspektive auf ihre wechselvolle Geschichte hin befragen, gemeinsam erinnern und aktiv künstlerisch handelnd reflektieren.
Der Titel „Ich bin die Frau von gestern“ ist einem Prosaband von Gabriele Stötzer entlehnt und ist als eine Hommage an die Erfurter Künstlerin zu verstehen, die bereits 1980 mit ihren kollektiven Performances, Fotoprojekten und Prosatexten gegen drohende gesellschaftliche Isolierung immer wieder neue Handlungsräume und Aktionen erfand, Frauengruppen gründete, um sich selbst und andere Frauen in einer femininen Selbstfindung zu stärken. In Zeiten der Pandemie sind Frauen wieder einmal stärker diskriminiert, übernehmen einen Hauptteil der Care-Abeit und sind häuslich isoliert. Umso wichtiger sind künstlerische Projekte, die die gemeinsame Erfahrung von Frauen in den Fokus rücken und das Kollektive stärken. „Es ist egal, was passiert. Die Welt geht unter, aber wir bleiben bei uns selbst.“ sagte Gabriele Stötzer und es scheint angesichts der weltweit zunehmenden Infektionszahlen heute sehr aktuell.
Künstlerisch-partizipativer Prozess: fotografische Selbstinszenierungen
Auf der BUGA konnte ich in vier aufeinander aufbauenden offenen Workshops Erfurterinnen einladen, die Gärten und gewachsene Natur der BUGA-Parkanlagen gemeinsam performativ zu entdecken, individuelle Erinnerungen und kollektive Erfahrungen miteinander zu teilen und zu verhandeln. Durch einfache performative Übungen entwickeln wir Selbstinszenierungen im Park, die fotografisch dokumentiert werden.
Es entstand so eine fotografische Serie, die das Frausein in verschiedenen Kapiteln und an verschiedenen BUGA-Standorten befragt und so nach neuen Entwürfen von Weiblichkeit sucht. Historisches Fotomaterial aus Privatarchiven und öffentlichen Quellen dienen als Forschungsmaterial.
Fotografie: Victoria Tomaschko