Citymap

Spuren der DDR Vergangenheit im Weimarer Stadtraum aus internationaler künstlerischer Perspektive

Mit der Re-Soupault Gastprofessorin Danica Dakic und den künstlerischen Mitarbeiterinnen Lisa Glauer und Nadin Reschke realisieren Kunststudierende aus 13 Ländern im Weimarer Stadtraum Projekte und Temporäre Interventionen unter dem Oberbegriff des Semesters Kunst und Gedenken. Nach einer ausgiebigen Recherchephase im Stadtarchiv Weimar, dem Stasiarchiv Erfurt, und vor Ort im öffentlichen Raum, setzen sich die Studierenden mit ihrer eigenen kulturell geprägten Sicht auf die ambivalente Vergangenheit Weimars auseinander. Während an das Vergessen in Form einer Vorwäsche vergessener Zettel im Waschsalon vorbereitend erinnert wird, werden Bahnreisenden bereits bei ihrer Ankunft am Weimarer Bahnhof Bootstickets angeboten. Die Tickets beinhalten eine Karte mit Legende zu griechischen Seezeichen für die sichere Navigation in die Erinnerung, und gekonnte Umschiffung von Vergessensgefahren.

 

 Abb. oben „Der Balkon“  von Sofia Ntona (Greece)

Später werden mit einem Ortsansässigen Bäcker ganz kleine mythische Brötchen mit kolumbianischen Überraschungsinhalt gebacken (Grace Bayer), die allen Interessierten für eine kurze Zeit zum freiwilligen Einverleiben zur Verfügung gestellt werden. Woanders will der Begriff „Ostalgie“ als US amerikanischer Sicht auf Plattenbauten verstanden werden (Anthony Antonellis). Und neue Bau-Steine im werden im abrissbereiten DDR Gebäude der umbenannten Bauhaus Mensa ausgestellt (Johannes Abendroth, dessen Abriss auch aufgrund von Studentenprotesten nun vielleicht doch nicht stattfindet. Einerseits wird subkulturellen Sounds der achtziger Jahre im öffentlichen Raum einer Kirche gedacht (David Knowles), andererseits wird eine persönliche Subkultur performativ im privaten Raum erschaffen (Alma Alloro). Schließlich wird ein authentischer bedeutungsschweren Hotelbalkons durch eine klandestine Verdoppelung kaum wahrnehmbar entschärft (Sofia Dona). Die Frage nach der flexiblen relativen Dimension die – je nach Interesse – unterschiedlichen Epochen gewidmet ist, des Raumes, mit dem kulturell oder kommunikative Erinnerung kollektiv oder individuell in die Gegenwart transportiert wird, wurde mit vielfältigen künstlerischen Mitteln sowohl an als für Touristen besonders interessant gekennzeichneten Orten, wie auch im persönlichen, häufig als „authentisch“ empfundenen oder weniger spektakulären Raum untersucht.

 Abb. oben: Das Scheunenviertelmonument von Carly Schmitt (USA)

„Citymap“ war ein Projekt des Masterprogramms „Kunst im öffentlichen Raum und neue künstlerische Strategien“ mit der Re-Soupalt Gastprofessorin Danica Dakic und den künstlerischen Mitarbeiterinnen Lisa Glauer und Nadin Reschke.

mit

Johannes Abendroth (Germany), Alma Alloro (Israel), Anthony Antonellis (USA), Loukas Bartatilas (Greece), Grace Bayer (Columbia) Juan Guillermo Caicedo D. (Columbia), Li-Shih Chen (Taiwan) Ben Craig (Ireland), Xinglang Guo (PR China), Sanela Jahic (Bosnia), David Knowles (USA), Jennis Li Cheng Tien (Singapur), Angeliki Makri (Greece), Natalia Matta-Landero (Chile), Kimberly Meenan (USA) Yvonne Morales Traulsen (Mexico), Sofia Ntona (Greece), Thalia Raftopoulou (Greece), Carly Schmitt (USA), Rosa van Goudoever (Holland) Eriphyli Veneri (Greece)

Abb. oben: Counterforce, Installation von Jennis Li Cheng Tien (Singapur)

Es ist eine Publikation des gesamten Projektes unter dem Titel „Citymap“ im Bauhaus-Universitätsverlag 2010 erschienen.