fortlaufendes Filmprojekt in Dresden
begonnen 2006
Nischenforschung ist ein Filmprojekt. Ich arbeitete mit MigrantInnen zusammen, die in Dresden zu Hause sind, vor allem dadurch, dass sie sich eine Nische geschaffen haben. Es leben ca. 85.000 Menschen anderer Herkunft in Sachsen, ein geringer Anteil von 1,99 % der Gesamtbevölkerung. Dresden erscheint immer noch homogen und wenig kulturell durchmischt. Menschen aus dem Ausland haben Vorbehalte nach Sachsen zu ziehen, unter anderem aus Angst vor Fremdenfeindlichkeit und Diskriminierung. Einmal angekommen, schaffen sich viele eine Nische: der griechische Stammtisch, die vietnamesischen Gemüsehändler oder der chinesischer Kulturkreis.
Die Kommunikation zwischen Menschen unterschiedlicher Herkunft ist seltsam gestört. Es gibt kommunikative Parallelwelten. Wie Zafer Senocak treffend beschreibt ist das Kommunikationsmodell eher von Monologen statt von Dialogen, von Vorwürfen und Vorhaltungen statt von kritischer Reflexion der eigenen Position geprägt. Das liegt vielleicht vor allem daran, dass es neben ökonomischer Integration keine gleichzeitige Entwicklung eines kulturellen Dialogs gab.
Im Mittelpunkt der Integration auf allen Ebenen steht nach wie vor nicht der Ideen- sondern der Waren- und Arbeitskraftaustausch. Kaufleute übernehmen zunehmend die Vermittlungsrolle. Ich entschied mich also dafür, meinen Fokus auf den Bereich meiner persoenlichen Erfahrung mit Menschen zu verlegen und begann mit der Kamera einkaufen zu gehen. Herr Huong, der Vietnamese um die Ecke, bei dem ich seit langer Zeit zu fast jeder Tageszeit meine Milch und mein Brot hole wurde zum Mittelpunkt einer filmischen Zusammenarbeit zwischen mir und seiner Familie.
alle Abbildungen oben und unten sind Stills aus dem Videomaterial Nischenforschung