So und so viele Gründe hier zu sein

So und so viele Gründe hier zu sein

Temporäres Atelier und Ausstellung im Ausstellungsraum bautzner69, Dresden,
August−Oktober 2017, Eröffnung der Ausstellung  Samstag, 9. September 2017

 

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„Warum bin ich in Dresden?“ Diese Fragestellung bildete im Jahr 2006 den Projektbeginn von So und so viele Gründe hier zu sein 1. Als ehemalige Studentin der Hochschule für Bildende Künste Dresden und als damalige Meisterschülerin Ulrike Grossarths adressierte Nadin Reschke diese Frage zuerst an sich, um sie dann an andere weiterzugeben. Mit vermittelten Gesprächspartner*innen führte sie mehrstündige Interviews, die sich den Gründen für Leben und Bleiben in der Stadt widmeten. Während die Künstlerin selbst nach Abschluss ihrer Recherchen Dresden verließ, um unter anderem Istanbul und Berlin zu ihren Wohnorten zu machen, bewahrte sie die Tonaufnahmen in ihrem Archiv auf.

Elf Jahre später bilden diese Aufzeichnungen das Ausgangsmaterial für weitere Befragungen, die schließlich in ihr Dresdner Atelier- und Ausstellungsprojekt unter gleichnamigen Titel münden. Erneut wendet sich Nadin Reschke an Einwohner*innen Dresdens, die sie zumeist direkt auf der Straße anspricht, um nach den Beweggründen für ihre Wahlheimat zu forschen. Die Gespräche selbst finden in einem eigens von der Künstlerin eingerichteten Erzählcafe und im Montagscafe des Kleinen Hauses des Dresdner Staatsschauspiels statt, wo sie auch auf geflüchtete Frauen trifft.

Aus einer Auswahl von insgesamt sieben früheren und aktuellen Gesprächen extrahiert die Künstlerin jeweils eine Aussage. Fragmente wie „Totale Sicherheit“, „Seitdem die Kinder geboren sind, gibt es kein ‚weg‘ mehr“, „Meine Freiheit“ oder „Chance auf ein normales Leben“ geben lebensgeschichtlich begründete Perspektiven sowie eng mit der Stadt verbundene existenzielle Zwänge und Möglichkeitsräume wider und reichen dabei weit über Tendenzen eines Dresdner Lokalpatriotismus hinaus. Mit Siebdrucktechnik überführt die Künstlerin diese destillierten Zitate auf großformatige, von ihr in verschiedenen Farbtönen bearbeitete und anschließend im Ausstellungsraum als schwebende Installation gehängte Stoffbahnen.

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Zum Ende der Ausstellung/Finissage am 14.10.2017 ab 18 Uhr erscheint eine Publikation im hesperus print* Verlag Dresden.