So und so viele gründe hier zu sein ist ein Projekt, das dem Thema Selbstverortung nachgeht. Zu wissen, wo man zu hause ist, ist heute eher die Ausnahme- bis man weggeht, und Heimweh kriegt. Das Verschwinden der Heimat ist das prägende Erlebnis unserer Generation, die ihre Jugend in den 70er und 80er Jahren hatte. Die Sehnsucht nach Heimat ist gleichzeitig aufgrund der globalen Kulturenwicklung noch nie so groß gewesen wie heute. Irgendetwas scheint sich also dagegen zu sträuben, nirgends zu hause zu sein.
Nach einem längerem Auslandsprojekt interessierte mich die Frage, warum gerade Dresden so etwas wie Heimat sein kann. Was hält Menschen gerade in dieser Stadt und eben nicht woanders. Was stellt in dem heutigen Mobilitätszeitalter eine tragende Verbindung zu einem Ort her? Erinnerungen, Freunde, Familie oder die spezifische Geografie einer Stadt? Dresden ist eine Stadt, die ihre Zukunft in der Vergangenheit sucht und dabei vergeblich versucht Verbindungen herzustellen, die nicht mehr da sind. In dem Projekt versuche ich deshalb andere Verbindungen zu finden, die Dresden aus der individuellen Alltagserfahrung beschreiben und als Heimat benennen oder eben nicht. Dazu interviewte ich in mehreren Monaten Unbekannte zu ihrer ganz persönlichen Gründen, eben hier und nicht woanders zu sein.
Um an mir unbekannte Menschen heranzutreten, die bereit sind mit mir über ihre Gründe hier zu sein, zu sprechen, habe ich mich von Freunden und Bekannten vermitteln lassen an mir unbekannte Menschen. In einer Reise durch Dresden stand ich dann jeweils vor fremden Haustüren und war bei Fremden zu Gast. Die Gespräche fanden alle zu hause statt, denn nur in einer vertrauten Umgebung kann man von dem sprechen, was Heimat ist. Was dabei entstand ist ein Bild von dem, was eine Stadt ausmacht, wie man eine Stadt atmen hört, wie man sie sinnlich wahrnimmt.
Neben dem Gespräch habe ich die Umgebung, in der wir uns befanden gezeichnet. Gezeichnet habe ich den Blick von dem Standort, der mir als Gast offeriert oder zugewiesen wurde. Manchmal der Blick auf den Küchentisch, manchmal der Balkon oder die gute Stube erzählen diese Zeichnungen von dem, was es heißt, hier zu sein.